Cannabis als Medizin

Die medizinische Verwendung von Cannabis erfreut sich in vielen Ländern wachsender Beliebtheit. Aus dem, was ursprünglich ein von den Patienten ausgehendes Verlangen nach dem legalen Zugang zu Cannabis als Medizin war, ist eine weltweite Industrie und eine zunehmende Vielfalt von therapeutischen Produkten entstanden. Was ist medizinisches Cannabis und wofür wird es verwendet? Was sind die aktiven Wirkstoffe und welche Wirkung hat es?

Cannabis als Medizin

Cannabis ist eine der ältesten bekannten Heilpflanzen. Es wird in fast jedem antiken Handbuch über Pflanzenmedizin beschrieben, gemeinhin in Form einer Tinktur oder als Tee. 

Medizinisches Cannabis ist nur in Apotheken erhältlich und ist ein verschreibungspflichtiges Mittel. Ein Arzt bestimmt im Gespräch mit dem Patienten die Sorte und die Dosierung. Von den verschiedenen Anwendungen ist Schmerzstillung die bekannteste. Bedrocan produziert fünf verschiedene, einzigartige Cannabis-Varianten.

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Pharmazeutischer Cannabisanbau

Medizinisches Cannabis wird nur dann als Behandlung bezeichnet, wenn es nach pharmazeutischen Richtlinien angebaut wurde. Dabei handelt es sich um strenge Richtlinien, die gewährleisten, dass das Endprodukt keinerlei Schwermetalle, Pestizide oder andere Schadstoffe enthält. Cannabis als Medizin wird nach jeder Ernte von einem unabhängigen Labor auf die Abwesenheit dieser Verunreinigungen getestet. Außerdem ist die Zusammensetzung bei medizinischem Cannabis immer die gleiche, genau wie bei herkömmlichen Medikamenten. Bei Cannabis, das zum Beispiel aus illegalem Anbau (zuhause) stammt, ist dies nicht der Fall. Der verschreibende Arzt oder der Endverbraucher kann sich dann nie sicher sein, welche Wirkstoffe dieses Cannabis genau enthält und kann daher seine Wirkung – oder auch eventuelle Nebenwirkungen – nicht einschätzen.

Das menschliche Endocannabinoid-System

Das menschliche Endocannabinoid-System (ECS) enthält Cannabinoidrezeptoren (CB), die durch natürlich produzierte Endocannabinoide aktiviert werden. Zu den bekannten und gut untersuchten Endocannabinoiden gehören N-Arachidonoylethanolamin (Anandamid; AEA) und 2-Arachidonylglycerol (2-AG).

Das ECS ist an einer Vielzahl von homöostatischen und physiologischen Funktionen beteiligt. Das ECS spielt eine entscheidende Rolle im Nervensystem und reguliert zahlreiche physiologische Prozesse, darunter die Anpassung der Reaktion auf Schmerz, Appetit, Verdauung, Schlaf, Stimmung und Gedächtnis.

Des Weiteren beeinflusst das ECS auch die Anfallsschwellen, die Koordination, die sensorische Integration (Berührung, Gleichgewicht, Raumgefühl) und andere Prozesse wie das Immunsystem und Entzündungen, die Herzfunktion, die Fruchtbarkeit, die Knochenphysiologie, das zentrale Stressreaktionssystem, die neurale Entwicklung und den Augendruck.

Je mehr wir über das menschliche ECS erfahren, umso besser verstehen wir die Funktionsweise der Phytocannabinoide. Dieses Verständnis wird schließlich zu besseren Arzneimitteln führen.

Die Cannabinoid-Rezeptoren

Endocannabinoide sind retrograde Neurotransmitter auf Lipidbasis, die ähnliche biologische Aktivitäten wie Phytocannabinoide aufweisen. Die Phytocannabinoide der Cannabis sativa L. haben eine ähnliche Wirkung auf unsere natürlich produzierten Endocannabinoide. Im Gegensatz zu Phytocannabinoiden werden Endocannabinoide jedoch schnell durch FAAH (Fettsäureamidhydrolase) abgebaut.

Phytocannabinoide entfalten ihre pharmakologischen Wirkungen durch die Bindung an spezifische Cannabinoidrezeptoren. Cannabinoidrezeptoren (CB) gehören zur Überfamilie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren, die die pharmakologischen Wirkungen von Phytocannabinoiden, Endocannabinoiden und synthetischen cannabimimetischen Verbindungen übermitteln.

Es wurden zwei Arten von Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) mit Sicherheit identifiziert.

Cannabis als Medizin

CB1-Rezeptor

Die CB1-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich auf Nervenzellen im Gehirn und im Rückenmark. CB1-Rezeptoren übermitteln die meisten, wenn nicht sogar alle psychoaktiven Wirkungen von THC (und verwandten Verbindungen als Analoga), da sie in hoher Konzentration im zentralen Nervensystem auffindbar sind – insbesondere in der Hirnrinde, im Hippocampus, in der Amygdala, in den Ausflussbahnen der Basalganglien und im Kleinhirn.

CB1 befindet sich auch in bestimmten peripheren Organen und Geweben, z.B. in der Lunge, der Leber, den weißen Blutkörperchen, den endokrinen Drüsen und in Teilen des Fortpflanzungs-, Magen-Darm- und Harntrakts.

Schmerzen, Appetit, Emotionen, Übelkeit Die CB1-Isoform im zentralen Nervensystem ist stark ausgeprägt. Es wird angenommen, dass dies der am häufigsten exprimierte G-Protein-gekoppelte Rezeptor im Gehirn ist. Tatsächlich sind die CB1-Rezeptoren in Bereichen konzentriert, die Schmerzen, Appetit, Emotionen und Übelkeit kontrollieren, die den wichtigsten Verhaltenseffekten entprechen:

  • Rückenmark – periphere Empfindungen, Schmerzempfindlichkeit
  • Hypothalamus – Appetit
  • Hirnrinde – höhere kognitive und emotionale Funktionen
  • Medulla oblongata – Brechreiz-Erbrechen-Zentrum, Chemorezeptor-Emetikum-Auslösezone.

CB2-Rezeptor

CB2 findet sich vor allem in peripheren und immunologischen Organen wie der Milz (Milzmakrophagen und B-Lymphozyten), den Mandeln, peripheren Nervenenden, dem Magen-Darm-Trakt sowie in Mikroglia- und zerebralen Granulatzellen.

Weiterhin gibt es die These, dass CB2 eine Rolle bei der Regulierung von Immunantworten und Entzündungsreaktionen spielt.

Phytocannabinoide

Die Cannabinoide sind die Wirkstoffe, die im Wesentlichen für die therapeutische Wirkung des Cannabis verantwortlich sind. Nach unserem heutigen Wissensstand werden Cannabinoide von keiner anderen Pflanze dieser Welt produziert.

Da im Lauf der Jahre eine Vielzahl synthetischer Verbindungen entwickelt worden sind, werden die pflanzlichen Cannabinoide heute oft als Phytocannabinoide bezeichnet.

Cannabinoide werden in den Trichomen produziert, die sich auf der gesamten Oberfläche der Pflanze befinden. Die größte Konzentration dieser Drüsen befindet sich in den Blütenköpfen der unbefruchteten weiblichen Pflanze.

Cannabis als Medizin

Die dem Cannabis zugeschriebene biologische Aktivität ist im Wesentlichen auf die Phytocannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurückzuführen. Weitere sekundäre im Cannabis enthaltene Cannabinoide sollen jedoch zur subtilen Regulierung oder Verstärkung der medizinischen Wirkung beitragen. Diese Wirkung kann durch ihre unabhängige biologische Aktivität oder auch durch die Synergie mit den wichtigen Cannabinoiden THC und CBD entstehen.

THC

THC ist das bekannteste Cannabinoid. THC ist zudem auch für viele der medizinischen Wirkungen von Cannabis verantwortlich. Dazu gehören zum Beispiel die Verringerung von Übelkeit und Brechreiz, Linderung von Schmerzen und Muskelkrämpfen, verbesserter Schlaf und Appetitanregung.

THC aktiviert sowohl die CB1- als auch CB2-Rezeptoren (als partieller Agonist mit hoher Affinität), was sich wiederum auf die Aktivitäten verschiedener physiologischer Systeme auswirkt. Am CB1-Rezeptor moduliert THC die Freisetzung von Neurotransmittern, insbesondere von Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und Glutamat. Die Reaktion, die THC auslöst, wird sowohl von der Expressionshöhe und der Signaleffizienz der Cannabinoid-Rezeptoren als auch von der laufenden endogenen Cannabinoid-Freisetzung stark beeinflusst.

CBD

CBD ist ein weiteres wichtiges Cannabinoid, das in der Wissenschaft im Vordergrund steht. Es hat eine medizinische Wirkung, verursacht aber keinen psychotropen Zustand (d.h. die Dosis ruft keine Intoxikationsgefühle hervor).

Zudem haben entsprechende Studien die Wirksamkeit von CBD bei der symptomatischen Behandlung von rheumatoider Arthritis, Diabetes, PTSS, Angststörungen und antibiotikaresistenten Infektionen bestätigt.

CBD hat, im Vergleich zu THC, eine viel geringere Affinität für die CB1- und CB2-Rezeptoren und blockiert die Rezeptorenaktivität teilweise (als partieller Agonist). CBD zeigt eine hohe Wirksamkeit als Antagonist von CB1- und CB2-Rezeptoren-Agonisten in CB1- und CB2-exprimierenden Zellen oder Geweben. Darüber hinaus hemmt CBD die Aufnahme und Hydrolyse des Endocannabinoids Anandamid (AEA) und erhöht damit dessen Konzentration in den Geweben, in denen es produziert wird. CBD wurde als Agonist des Serotonin-Rezeptors (5-HT1A) identifiziert, was die Grundlage für seine vermeintliche anxiolytische und antipsychotische Wirkung darstellen könnte.

Terpene

Terpene sind aromatische Verbindungen, die für den spezifischen Geschmack und Geruch der einzelnen Cannabis-Varianten verantwortlich sind.

Bisher sind mehr als 120 verschiedene Terpene im Cannabis identifiziert worden. Im Gegensatz zu den Cannabinoiden kommen alle wichtigen in Cannabis enthaltenen Terpene (wie beispielsweise Myrcen, Alpha-Pinen und Beta-Caryophyllen) vielfach in der Natur vor.

Diese Terpene gehen wahrscheinlich diverse Wechselwirkungen mit den Cannabinoiden ein. Sie können eine synergistische Wirkung mit den Cannabinoiden entfalten und dabei ihre therapeutische Wirkung in spezifischer Weise modifizieren oder verstärken. Obwohl sich die Forschung über die potenziellen Wechselwirkungen zwischen den Terpenen und den Cannabinoiden noch ganz am Anfang befindet, steht nun schon fest, dass Terpene ihre eigene pharmakologische Wirkung haben: sie wirken entzündungshemmend (Myrcen), neuroprotektiv (Myrcen) beziehungsweise schmerzlindernd (Beta-Caryophyllen).

Da es so viele unterschiedliche Cannabis-Terpene gibt, können sie in Cannabis-Pflanzen auch in sehr vielen Kombinationen vorkommen. Jede einzelne Cannabis-Sorte (Variante) enthält eine einzigartige Kombination aus Terpenen und Cannabinoiden.

Cannabis als Medizin in Deutschland

Falls Sie ein interessierter Patient sind, sollten Sie sich zunächst an eine medizinische Fachkraft wenden, bevor Sie Cannabis als Arzneimittel nutzen, und sich umfassend über die örtlich gültigen Rechtsvorschriften zum Cannabis-Konsum informieren.

Cannabis zu medizinischen Zwecken und Cannabis zu medizinisch-wissenschaftlichen Zwecken werden zukünftig im MedCanG geregelt. Zuständige Behörde für die Anwendung des MedCanG ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Lediglich der Verkehr mit Medizinischem Cannabis bei Ärztinnen, Ärzten und in Apotheken unterliegt der Überwachung der jeweiligen Landesbehörden.

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