Wie Cannabinoide sich durch den Körper bewegen

Festzustellen, wie ein Medikament für den einzelnen Patienten wirkt, ist sehr wichtig für die Sicherheit von und Effizienz des Medikaments. Die Weise, auf die die Cannabinoide THC und CBD sich durch den Körper bewegen (Pharmakokinetik), hängt von der Darreichungsform ab. Die Wirkungsdauer wird von der Höhe der Dosis, der Darreichungsform und dem Verabreichungsweg – Lungen, Mund, Magen oder Haut – beeinflusst.

Aufnahme und Verteilung

THC und CBD sind vor allem in ihrer inaktiven Säureform in Cannabis zu finden. Um THC und CBD zu aktivieren, muss eine Carboxygruppe durch Erhitzen entfernt werden. In der Praxis erfolgt diese sogenannte Decarboxylierung durch das Erhitzen der Hanfblüten in einem Verdampfer oder das Erhitzen der Hanfblütenextrakte, bevor sie in eine Lösung gegeben werden.

Die Aufnahme inhalierter Cannabinoide führt innerhalb von Minuten zu einer maximalen (Spitzen-) Blutkonzentration (siehe Abbildung). Die Auswirkungen im Gehirn fangen innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten an, und erreichen nach 15-30 Minuten ihr Maximum. Sie lassen innerhalb von 2-3 Stunden nach.

Wenn Cannabinoide in Form von Speisen aufgenommen werden, erfolgt die Aufnahme langsamer. Bei oraler Einnahme treten niedrigere, mehr verzögerte Spitzenkonzentrationen auf. Die Auswirkungen im Gehirn sind 30-90 Minuten verzögert und erreichen nach 2-3 Stunden ihr Maximum. Sie dauern 4-12 Stunden an.

Pharmakokinetik

Pharmakokinetik wird mit PK abgekürzt. Sie untersucht, wie Medikamente sich im Körper bewegen. Das Akronym ADME wird verwendet um Absorption, Distribution, Metabolismus und schließlich Eliminierung aus unserem Körper zu beschreiben.

Cannabinoide
Das pharmakokinetische Profil eines medikaments wird als die Wirkstoffkonzentration im Blutplasma über einen Zeitraum beschrieben.

Bioverfügbarkeit

Bioverfügbarkeit beschreibt den Anteil eines Medikaments, der nach der Einnahme in den Blutkreislauf eintritt. Die Bioverfügbarkeit von oralem THC und CBD ist gering. Im Vergleich zur oralen Verabreichung hat sich die Inhalation von Cannabinoiden als wirksamer und zuverlässiger erwiesen.

THC und CBD sind fettlösliche (sehr lipophile) Verbindungen, die schnell von den Lungen aufgenommen werden. Daher ist die Inhalation eine geeignete und schnell wirkende Darreichungsmethode, die eine einfachere Titration der gewünschten Dosierung und biologischen Wirkung ermöglicht. Ungefähr 25% des inhalierten THC gelangen in den Blutkreislauf.

Entscheidend für die Verteilung der Cannabinoide im Körper ist ihre Lipophilie (ihre Fettlöslichkeit) und ihre Bindung an Bluteiweiße. THC wird weit über den Körper verteilt, insbesondere im Fettgewebe. Je häufig und länger THC konsumiert wird, umso mehr wird im Körper gelagert.

Metabolismus und Eliminierung

Die Cannabinoide werden hauptsächlich von unterschiedlichen Leberenzymen umgewandelt, den Cytochromen P450 (CYP450). Wie bei vielen anderen Medikamenten, verändern diese Enzyme die Cannabinoide, um sie aus unserem Körper zu entfernen (Ausscheidung). Neben der Leber sind auch andere Gewebe, wie Herz und Lungen, in der Lage, Cannabinoide umzuwandeln, wenn auch in einem geringeren Grad.

THC und CBD-Stoffwechsel folgen einem ähnlichen Stoffwechselweg. Eliminierung von Medikamenten bedeutet ihre vollständige Entfernung aus unserem Körper. Der Metabolismus – oder Stoffwechsel – ist der Hauptweg für die Entfernung von THC. Im Gegensatz zu THC wird ein Großteil des CBD unverändert ausgeschieden. Innerhalb von fünf Tagen nach der Einnahme einer Einzeldosis wurden insgesamt 80 – 90 % des THC ausgeschieden. Die Eliminierung von THC und seiner Metaboliten erfolgt über die Fäzes und den Urin. Nach der Inhalation werden ungefähr 25 % der aufgenommenen Dosis über den Urin und ungefähr 65 % über die Fäzes ausgeschieden.

Nur sehr geringe Mengen THC werden unverändert ausgeschieden. Weniger als 5 % einer oralen Dosis werden unverändert in den Fäzes gefunden. THC-Metaboliten sind mehrere Wochen im Urin und in den Fäzes zu finden. Die langsame Eliminierung der Cannabinoide und ihrer Metaboliten ist darauf zurückzuführen, dass sie sich nur langsam aus unserem Körperfett und anderen Geweben zurück in den Blutkreislauf bewegen.

First-Pass-Effekt und THC

Ein Metabolit ist ein Stoff, der während des Metabolismus entsteht – ein Abbauprodukt. Nachdem ein Medikament geschluckt wurde, wird es im Dünndarm aufgenommen, zur Leber transportiert und metabolisiert. Das nennt man auch First-Pass-Effekt. Der First-Pass-Effekt verringert die Konzentration des Medikaments, d. h. nur ein Bruchteil des ursprünglichen Medikaments erreicht den Blutkreislauf. In manchen Fällen kann der Metabolit wirksam und lange wirkend sein. Bei THC ist der Metabolit 11-Hydroxy-THC (11-OH-THC) doppelt so psychoaktiv, wie das THC selbst. Wenn THC inhaliert wird, vermeidet es den First-Pass-Effekt und dessen schnelle Umwandlung in 11-OH-THC.

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