Warum gehen niederländische Patienten zum Coffeeshop?
Es gibt sogar Patienten, die auf ihren eigenen Dachböden selbst Cannabis anbauen. Dies sind nur zwei Beispiele, wie sich niederländische Patienten ihr Cannabis für die medizinische Anwendung beschaffen. Laut Angaben des Trimbos-Instituts verwenden mehr als 130.000 Menschen in den Niederlanden Cannabis für medizinische Zwecke. Davon bekommen weniger als 7000 Patienten Cannabis vom Arzt verschrieben. Die meisten Patienten beziehen ihr Cannabis also von anderen Quellen, wie vom Coffeeshop oder aus eigenem Anbau.
Das Trimbos-Institut führt eine unabhängige Umfrage unter Cannabis-Benutzern durch, um herauszufinden, wie der Zugriff auf und die Verfügbarkeit von medizinischem Cannabis verbessert werden kann. Die Umfrage ist inzwischen online. Mit dieser Studie analysiert das Forschungs- und Wissensinstitut für psychische Gesundheit und Drogenkonsum die Bedürfnisse und Wünsche von Patienten. Finanziert wird diese Studie von Bedrocan.
Stimme der Patienten
Laut der Trimbos-Forscherin und Projektleiterin Lisa Strada ist es allgemein bekannt, dass Patienten Hanf, Haschisch, Hanföl und andere Cannabisprodukte verwenden, um körperliche oder psychische Beschwerden zu lindern. Strada: „Aktuellere Erkenntnisse zeigen, dass fast eine halbe Million Menschen Produkte auf Cannabis-Basis für medizinische Anwendungen benutzen. Von diesen Menschen verwenden 50 % CBD-Produkte, unter anderem die in Drogerien erhältlichen CBD-Produkte.”Strada weiter: ,,Mit dieser Studie möchten wir diesen Patienten eine Stimme geben. Patientenoriertierte Fürsorge bedeutet, dass die Bedürfnisse des Patienten bei Entscheidungen im Pflegebereich leitend sind. Während dies in anderen Bereichen des Gesundheitswesens die Norm ist, hinkt die medizinische Cannabisbehandlung in dieser Hinsicht hinterher.”
Seit 2003 können Patienten in den Niederlanden auf Vorlage eines ärztlichen Rezepts Cannabis bei der Apotheke bekommen. Mikael Kowal, Chief Scientific Officer von Bedrocan: „Trotz der Tatsache, dass medizinisches Cannabis bereits seit zwanzig Jahren in den Niederlanden verfügbar ist, beschaffen sich die meisten Menschen ihre Produkte nicht in der Apotheke. Es ist wichtig zu wissen, aus welchem Grund so viele Menschen die inoffiziellen Quellen bevorzugen. Auf welche Hindernisse stoßen sie? Ist der Preis für Cannabis in der Apotheke höher, verweigern Ärzte es zu verschreiben oder fehlen spezielle Produkte? Das ist unklar. Wir wissen es im Moment einfach nicht.“
Kowal erhofft sich für die Zukunft eine Veränderung: „Wir werden Strategien entwickeln müssen, mit denen wir den Bedürfnissen der Patienten, die aktuell Cannabis aus inoffiziellen Quellen beziehen, entsprechen können. Wir müssen danach streben, dass mehr Patienten das standardisierte, kontrollierte und sichere Cannabis verwenden, anstatt Produkte ungeprüfter Qualität.”
Medusa-Studie
Der erste Teil der Medusa-Studie ist die Online-Umfrage. Die Beantwortung der Fragen beansprucht 10 bis 15 Minuten und unter allen Teilnehmern wird ein Gewinnpreis von 200,- Euro verlost. Es werden u.a. folgende Fragen gestellt:
- Gegen welche Beschwerden verwenden Sie Cannabis?
- Welche Cannabisprodukte verwenden Sie?
- Wie gut ist die Wirkung von Cannabis auf Ihre Beschwerden?
- Weshalb verwenden Sie kein ärztlich verschriebenes Cannabis?
Nach der Umfrage können Teilnehmer an Folgebefragungen teilnehmen. Dabei handelt es sich einerseits um ein Online-Interview und andererseits um die Möglichkeit, uns eine kleine Probe ihres Cannabis zuzusenden. Wofür sie sich entscheiden, bleibt den Teilnehmern überlassen. Die Teilnahme ist freiwillig. Die Teilnehmer erhalten ein Entgelt in Höhe von 40,- Euro je Folgebefragung.
Niederländisches medizinisches Cannabissystem
In den Niederlanden ist die Vergabe von medizinischem Cannabis strikt getrennt von dem geduldeten Verkauf von Cannabis in Coffeeshops. Bereits seit 20 Jahren gibt es in den Niederlanden das Cannabisprogramm, wobei die niederländische Regierung für die Produktion und den Vertrieb von Cannabis zuständig ist. Bedrocan wird von der Regierung beauftragt, dieses Cannabis nach strengen Richtlinien anzubauen. Dieses Cannabis ist nur auf ärztliches Rezept erhältlich. Darüber hinaus sind zahlreiche CBD-haltige Produkte in Drogerien und im Internet frei verkäuflich. CBD ist ein nicht psychoaktiver Bestandteil von Cannabis, der nicht unter das niederländische Betäubungsmittelgesetz fällt.