Internationale Studien belegen: Kein genetischer Unterschied zwischen ‘Sativa’ und ‘Indica’ Cannabis

Die Cannabisindustrie sollte kritischer mit ihren eigenen Produktkennzeichnungen umgehen. Nach Angaben von Forschern der kanadischen Dalhousie University und der Wageningen University & Research sind die Indica- und Sativa-Kennzeichnungen auf Cannabis häufig falsch und irreführend. Patienten und Verbraucher würden von einem mehr wissenschaftlichen Ansatz profitieren. Die Forscher analysierten Hunderte von Cannabisproben. Die Studie belegt, dass die genetische und chemische Zusammensetzung des getesteten Cannabis häufig nicht mit den Typenbezeichnungen Indica oder Sativa übereinstimmt.

Cannabis Kennzeichnungen sind häufig falsch und irreführend“

Die Ergebnisse wurden kürzlich in der führenden internationalen Fachzeitschrift Nature Plants veröffentlicht. Robin van Velzen, Pflanzenexperte an der Universität Wageningen und mit Bedrocan verbunden, war an der Studie beteiligt.

Die Begriffe Indica und Sativa werden häufig verwendet, um Cannabis zu kategorisieren. Es wird allgemein angenommen, dass diese unterschiedlichen Begriffe mit bestimmten psychoaktiven Wirkungen in Zusammenhang stehen. Häufig wird die Wirkung einer Sativa-Sorte als psychisch anregend und belebend beschrieben, während die Wirkung einer Indica-Sorte als entspannend und beruhigend beschrieben wird. Auch wird häufig der Eindruck geweckt, dass dieser Sorten etwas über den genetischen Hintergrund aussagen.

Indica or Sativa - how the industry classifies

Die Studie ergab jedoch, dass Pflanzen mit der Kennzeichnung Sativa genetisch nicht anders sind als Indica-Pflanzen. Auch chemisch stimmen die beiden Typen weitgehend überein.

„Züchter in aller Welt bezeichnen ihre Cannabissorten ganz subjektiv als ‘Indica’ und ‘Sativa’. Einen wissenschaftlichen Hintergrund gibt es dafür nicht. Leider können sich Einzelhändler und Verbraucher nicht auf die Kennzeichnungen verlassen“, sagt Dr. Sean Myles, Associate Professor an der landwirtschaftlichen Fakultät der Dalhousie University und leitender Autor der Studie.

„Inzwischen ist sich die Wissenschaft weitestgehend einig darüber, dass die aktuelle Verwendung der Indica- und Sativa-Kennzeichnungen irreführend ist: Diese Kennzeichnungen liefern keine zuverlässigen Informationen über die genetische oder chemische Zusammensetzung der Pflanze“, fährt Myles fort.

Terpene

Die Studie hat gezeigt, dass genetisch nicht nachgewiesen werden kann, ob es sich bei einer Cannabispflanze um eine Indica oder Sativa handelt. Es gibt keinen genetischen Unterschied. „Unsere Studie zeigt vor allem, dass man sich nicht einfach auf die Kennzeichnung verlassen sollte, sondern sich das spezifische Terpenprofil ansehen sollte“, sagt Van Velzen. „Zum Beispiel enthält Cannabis mit dem Namen Sativa häufig höhere Konzentrationen an einzelnen Terpenen mit teeartigem und fruchtigem Aroma, während Indica-Proben im Allgemeinen höhere Konzentrationen an Terpenen mit erdigem Aroma wie Myrcen, Guaiol, Gamma-Elemene und Gamma-Eudesmol enthalten.“

Doch dieser Unterschied, den die Forscher entdeckten, ist nicht überzeugend: „Es geht dann wirklich um diese spezifischen, individuellen Terpene, die den Unterschied ausmachen. Das chemische Profil insgesamt zeigt, ebenso wie die Genetik, keinen deutlichen Unterschied zwischen den beiden Typen. Wir fanden auch nur wenige Stellen im Cannabisgenom, die vermutlich zu dem erdigen Aroma beitragen, das mit dem Typ Indica assoziiert wird“, so Van Velzen.

Auffallend ist auch, dass verschiedene Cannabisproben, die unter demselben Namen verkauft werden, wie z. B. ‘Lemon Haze’ oder ‘OG Kush’, untereinander genetisch genauso unterschiedlich sein können wie Proben mit anderen Namen.

Van Velzen: „Im Gegensatz zu anderen wertvollen Pflanzenarten ist die Kennzeichnung von Cannabis sehr unzuverlässig. Dies ist insbesondere für Patienten, die Cannabis als Arzneimittel verwenden, unerwünscht.“

Bedica

Bedrocan führt die Terpenprofile aller einzelnen Produkte auf der Website auf und unterscheidet je Cannabisprodukt zwischen Indica und Sativa, da viele Patienten diese Informationen benötigen. Das Produkt Bedica wird als Indica-Variante vermarktet. Van Velzen: “Die typischen Terpene wie Myrcen und Gamma-Eudesmol sind auch in Bedica zu finden. Insofern steht die Kennzeichnung daher im Einklang mit unseren Erkenntnissen.“

Die Forscher meinen, dass die Industrie offener über die chemische Zusammensetzung sein sollte. „Geben Sie einfach die richtigen Terpenprofile an, anstatt unzuverlässige Namen wie Indica oder Sativa zu verwenden. Glücklicherweise tun einige Unternehmen dies bereits, aber standardisierte Messungen und Namensvorgaben fehlen noch. Zuverlässige Informationen sind von großer Bedeutung, vor allem im medizinischen Anwendungsbereich“, schließt Van Velzen.

Sean Myles und Sophie Watts bei Bedrocan Series

Am Freitag, den 5. November, sind Sean Myles und Sophie Watts vom Forschungsteam der Dalhousie University zu Gast bei der Bedrocan Series. In diesem Webinar werden sie mehr über die Forschung und ihre Ergebnisse erklären. Möchten Sie mehr wissen? Oder schon einen Platz beim Webinar reservieren? Klicken Sie hier.

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